Den richtigen Zeitpunkt finden
„Man verliert in dem ganzen Alltagsstress oft aus den Augen, wie es den anderen gerade eigentlich geht und welche der täglichen Streitpunkte wirklich wichtig sind.“ Familienberaterin Claudia Hildebrandt aus Berlin erlebt bei ihrer Arbeit, dass viele Familien einen Familienrat dann einführen, wenn schon Konflikte da sind. „Gerade dann startet man so ein Instrument aber möglichst erst einmal mit einer positiven Runde.“
So könne etwa jeder erzählen, was aus seiner Sicht derzeit in der Familie oder im eigenen Leben gut laufe. Oder man sagt den anderen Familienmitgliedern, was man an ihnen schätzt. „Ein Familienrat sollte ja von allen als etwas Angenehmes wahrgenommen werden und nicht als eine Zeit, in der nur Konflikte diskutiert werden“, sagt Claudia Hildebrandt.
Damit sich alles in diesem Kreis wohlfühlen, sei es auch wichtig, dass keiner reden muss. „Jeder ist dabei, man kann den Raum nutzen, muss es aber nicht“, so Hildebrandt. Gerade Kinder nähmen die Möglichkeit gern an, von allen in Ruhe gehört zu werden – und sie werden dadurch gestärkt.
Der Zauber der Augenhöhe
„In einem Familienrat begegnen sich alle auf Augenhöhe, für Kinder gelten die gleichen Gesprächsregeln wie für Erwachsene“, sagt Hildebrandt. Alle hören sich gegenseitig zu, lassen sich ausreden – und jede Meinung trägt dazu bei, ein Problem zu lösen.
Wie oft man einen Familienrat abhält, muss jede Familie für sich herausfinden, sagt Nadja Furrer. „Wichtig ist, dass man es regelmäßig macht.“ Man dürfe sich weder zu viel vornehmen, noch auf ein Wunder hoffen. „Aber der Zusammenhalt in der Familie ist nun ein anderer, und die Kinder können lernen, wie man sich zuhört, Bedürfnisse formuliert und als Team agiert.“
Info
Und wie macht man das?
Das von Nadja Furrer entwickelte Material für einen Familienrat samt Erklärung gibt es hier