Ein anderes Urteil verfolgt Knox jedoch bis heute: Nach ihrer Festnahme hatte sie zunächst einen mit ihr befreundeten Barmann der Tat beschuldigt, weshalb sie zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Dieser Richterspruch wurde 2019 vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ebenfalls gekippt. Knox behauptet, nach der Verhaftung enorm unter Stress gestanden zu haben und von der Polizei zur Falschaussage gedrängt worden zu sein. Mit dem neuen Prozess wollte sie nun einen völligen Freispruch auch von den Verleumdungsvorwürfen erreichen - ohne Erfolg.
Vor dem Urteil hatte sie noch an das Gericht appelliert: "Ich bitte demütig darum, mich für unschuldig zu erklären." Bei dem Barmann Patrick Lumumba, einem Einwanderer aus dem Kongo, entschuldigte sie sich mit den Worten: "Es tut mir leid, dass ich dem Druck nicht widerstehen konnte und er gelitten hat." Knox erschien zu dem Termin Hand in Hand mit ihrem Ehemann, in einem hellblauen Rock mit rosa Bluse. Bei ihrem Eintreffen wurde sie von Fotografen und Kameraleuten wie früher heftig bedrängt. Eine Kamera traf sie am Kopf, wodurch sie sich eine kleine Beule zuzog. In ihrem Gesicht standen auch einige Tränen.
Barmann mittlerweile auf freiem Fuß
Wer die junge Britin tatsächlich ermordete, ist bis heute nicht geklärt. Wegen Beihilfe zum Mord wurde ein damals 20-jähriger Mann verurteilt, dessen Fingerabdrücke am Tatort gefunden worden waren. Nach 13 Jahren Haft ist er inzwischen wieder auf freiem Fuß. Der Barmann hat Italien längst verlassen. Auch zum Prozess erschien er nicht. Aus der Ferne äußerte er sich aber zufrieden mit dem Urteil. "Es stimmt, wir waren Freunde", sagte Lumumba. "Aber man fällt seinen Freunden nicht in den Rücken. Und Amanda hat mich niedergestochen und sich nicht entschuldigt."
Die Amerikanerin selbst hat ihre Erlebnisse bereits in einem Buch ("Zeit, gehört zu werden") verarbeitet. In der Netflix-Dokumentation "Amanda Knox" kam sie ebenfalls ausführlich zu Wort. Derzeit arbeitet sie an einer weiteren Serie, in der sie sich nochmals mit dem eigenen Fall befassen will. Ausführende Produzentin ist Monica Lewinsky, die durch eine Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton in den 1990er Jahren weltweit in die Schlagzeilen geraten war.