Wie es am Mittwoch ausgeht? „Ich glaube, dass Deutschland mit 3:0 oder 3:1 gewinnt“, sagt Lenkeit, die die Partie für sich als Win-win-Situation bezeichnet. „Es wäre aber schon schöner, wenn Ungarn trifft.“ Klar ist jedenfalls: Die Mannschaft des italienischen Trainers Marco Rossi steht nach der 1:3-Auftaktniederlage gegen die Schweiz unter Druck. Eine weitere Niederlage und der Traum vom Achtelfinale dürfte vorbei sein.
Ein erneutes Aus nach der Vorrunde wäre für die fußballbegeisterten Ungarn ein Dämpfer und würde wohl aufs Gemüt der Leute schlagen. „Die Menschen in Ungarn sind schnell unzufrieden“, erzählt Lenkeit lachend. „Vor allem mit der Politik. Es ist egal, wer regiert, ob er oder sie es gut oder schlecht macht.“ In Budapest ist man Orbán gegenüber deutlich kritischer als auf dem Land. In öffentlichen Einrichtungen fehle das Geld, die Leistungen der Krankenkassen seien schlechter geworden. „Allgemein sinkt das Lebensniveau“, bedauert die 37-Jährige. „Die Löhne sind einfach zu niedrig, dafür sind die Lebenshaltungskosten zu hoch.“
Und dennoch empfiehlt Lenkeit jedem einmal ihr Land zu besuchen. „Ungarn mit seiner Kultur ist einfach nur schön“, betont sie. Die Menschen seien sehr gastfreundlich und „versuchen dich wie einen kleinen König zu behandeln“. Das würde man vor allem beim Essen, das eine wichtige Rolle spielt, merken. Zu Gast bei einem Ungarn gibt es mehrere Gerichte inklusive Suppe, Vor- und Nachspeise. „Auch wenn es finanziell vielleicht nicht möglich ist, wird man im großen Stil bewirtet“, erklärt Lenkeit.
Ungarn ist mehr als der Balaton
Ungarn ist für die 37-Jährige mehr als der Balaton. Im Osten des Landes gibt es kleinere Berge, wo man hervorragend wandern könne. Und dann ist da noch die Hauptstadt Budapest: „Eine der schönsten Städte, in denen ich je gewesen bin“, sagt Lenkeit, die sechs Jahre in der größten Stadt Ungarns lebte.
In ihrer Studienzeit verschlug es Lenkeit nach Deutschland, wo sie 2010 für zwei Semester an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg studierte und ihren späteren Mann kennenlernte. Zwei Jahre später blieb sie endgültig hier hängen. Jetzt ist Bayreuth ihr Zuhause, wo sie als Finanzbuchhalterin arbeitet. „Als Studentenstadt ist Bayreuth toll, aber auch um eine Familie zu gründen“, sagt die Zweifach-Mama. „Bayreuth ist nicht zu groß, nicht zu klein und bietet viele Möglichkeiten.“
Womit sie kaum Probleme hatte, war die Sprache zu erlernen. „Die deutsche Sprache finde ich ziemlich logisch“, sagt Lenkeit, die mit 16 Jahren angefangen hat, Deutsch zu lernen. „Mir ist Deutsch leichter gefallen als Englisch.“ Schwierigkeiten habe sie dagegen mit dem Wortschatz gehabt. „Das war wiederum im Englischen leichter“, sagt sie.
Was aber noch einmal deutlich herausfordernder sei, ist Ungarisch. „Wenn es nicht meine Muttersprache wäre, würde ich es nicht lernen“, erzählt Lenkeit mit einem Lachen. Kaum verständliche Grammatik und viele Ausnahmen würden es sehr kompliziert machen. Ihre beiden Söhne müssen die Sprache ihrer Mutter dennoch lernen. „Mir ist es wichtig, dass die Jungs zweisprachig aufwachsen“, erklärt Lenkeit. Gerne möchte sie den beiden auch die Kultur ihres Heimatlandes zeigen, wenn sie etwas älter sind.
Einmal im Jahr reist die 37-Jährige derzeit zu ihrer Familie nach Ungarn. „Vor ein paar Jahren war ich noch öfter da, vor allem an den Feiertagen, aber aus zeitlichen Gründen geht es derzeit nicht“, sagt Lenkeit. Manchmal fehle ihr die Kultur, „aber so richtig vermisse ich Ungarn nicht“. Ihr Zuhause ist nun in Bayreuth.