Wichsenstein hat viel vor Felsenbar steht vor Comeback

Patrick Schroll
In der Mitte Wichsensteins steht die Kirche St. Erhard, dahinter geht es über 190 Stufen auf den 587 Meter hohen Aussichtsfelsen. Foto: /Berny Meyer

Nur 420 Einwohner klein, aber stark in der Gemeinschaft. Wichsenstein plant dieses Jahr wieder Großes. Immerhin steht der 900. Geburtstag des Ortes mitten in der Fränkischen Schweiz an. Im Mittelpunkt der Pläne: Die vor zwei Jahren gerettete Tanzlinde.

 
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Martin Luther hat noch gelebt, da stand die Wichsensteiner Tanzlinde schon. Über 500 Jahre ist sie alt. Und vor zwei Jahren wurde sie gerettet. Seitdem halten Stützen aus Erlenholz die knorrigen Stämme. Jetzt will der Ort auch das Umfeld der Linde aufwerten. Im Moment ist der Baum von Asphalt umzingelt. Lockeres Pflaster könnte ihn ersetzen. Mit ein paar Blumen im Sommer, mit denen Nachbar Achim Roppelt die Linde aufhübscht, soll sie auch wieder optischer Mittelpunkt im Ort werden.

Der Name Tanzlinde kommt nicht von Ungefähr. Einst stand gegenüber ein Tanzsaal. In der Jetzt-Zeit hat der Gesangverein ein Tanzlindenfest organisiert. Zuletzt 2018. Dann kam Corona, jetzt fehlt es an Nachwuchs, um das Fest wieder steigen zu lassen.

Roppelt hatte in den Felsengarten eingeladen

Achim Roppelt ist einer von vielen Tausendsassas, die es braucht, um einen Ort lebendig zu halten. Der Tanzlinde-Nachbar hatte vor Corona regelmäßig zu Festen in seinen privaten Felsengarten eingeladen. Direkt hinter seinem Bauernhaus und unterhalb des 587 Meter hohen Aussichtsfelsen stehen moosbewachsene Gesteinsbrocken. Es wirkt wie eine kleine Version des Druidenhains bei Wohlmannsgesees. „Die Dorfgemeinschaft braucht Punkte, wo sie zusammenkommt“, sagt Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW). 2023 könnte das wieder im Felsengarten von Roppelt sein. Noch steht dort die hölzerne Bühne. Der Felsen mit dem Efeu-Vorhang könnte schnell wieder zu einer Bar mitten in der Natur umfunktioniert werden.

2023 will der Ort seinen 900. Geburtstag feiern. Über das Programm sprechen die Vereine noch. Neben einer Theateraufführung im Felsengarten könnte auch der idyllische Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende eingebunden werden. Apropos Felsen: „Felsenjekken“ nennen sich die Faschingsnarren. Am Sonntag, 19. Februar, zum großen Faschingsumzug in Gößweinstein, zeigt sich der kleine Ort dort bunt und selbstbewusst: 50 von knapp 420 Einwohnern sorgen für närrische Freuden.

Wurstdosen für die Lichterprozession

Die Wichsensteiner lassen gerne auch was anbrennen und sind dafür in der Region geschätzt mit ihrer Lichterprozession am 7. Dezember. Dafür sammelt das Dorf in den Wochen vorher fleißig leere Wurstdosen. In diese wird Wachs gegossen. Das brenne besser als Klopapier, aus dem noch der erste Prototyp der leuchtenden Lichter an den Hängen bestanden hatte. Mit dem Nachteil, dass verbrannte Asche vom Himmel segelte.

Auch wenn die Wichsensteiner für vieles mittlerweile nach Gößweinstein fahren müssen, für eines kommen die Frauen ganz sicher in das kleine Dorf: zum Fußballspielen. Eine Damenmannschaft gibt es im Markt Gößweinstein nur hier. Und eine Volleyballmannschaft. Bei der anstehenden Dorferneuerung soll zudem die Ortsdurchfahrt saniert werden. Von Richtung Hartenreuth kommend plant der Bürgermeister einen Gehsteig, der bis zur Kirche und damit zur Ortsmitte führt. Wichsenstein glaubt an sich und baut fleißig an der blühenden Zukunft.

Ohne die Hände einzelner wäre Wichsenstein um einiges ärmer. Feste organisieren oder sich engagieren, ist für die Einwohner aber nicht nur harte Arbeit, sagt Roppelt. „Dass es Spaß macht, ist immer der Hintergrund.“

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